(Entwurf)
Physik der Selbstorganisation und Evolution
Evolutionstheorie in den Geisteswissenschaften
Eigentlich
ist mein Vortrag überflüssig, denn ich bin kein Forscher, der neue Erkenntnisse
vorstellen kann, sondern alles was ich mitzuteilen habe ist schon mal gesagt
oder geschrieben worden.
Warum
trage ich es dann vor? Nicht ich habe entschieden, den Vortrag trotzdem zu
halten!
Die
Meme sind es, die mich veranlassten, denn sie drängen danach kopiert zu werden,
damit sie in mehr und neue Köpfe einziehen können und nicht aussterben. Deshalb
bitte ich um Nachsicht, wenn Sie glauben, dies Alles schon mal gehört oder
gelesen zu haben. Es muss auf einer Tagung „Das darwinistische Mem“ einfach
noch einmal gesagt werden. Kann man nach dieser Einleitung noch kritische
Bemerkungen zur Memtheorie machen? Ich
denke ja, aber nur wenn man anerkennt, dass sie einen wahren Kern enthält.
Als
Darwin 1859 mit seinem Buch Die
Entstehung der Arten die
Theorie der Evolution durch natürliche Selektion veröffentlichte, beabsichtigte
er vordergründig lediglich der in der Biologie empirisch zusammengestellten
Ordnungssystematik der Lebewesen eine wissenschaftlich begründete theoretische
Erklärung zu unterlegen. Ganz neu war diese Theorie jedoch nicht, denn bereits
Lamarck hatte die Ähnlichkeit der systematisch geordneten Gattungen und Arten
durch gegenseitige Abstammung erklärt und Spencer entwickelte aus seiner
Philosophie heraus ein Fortschritts- und Entwicklungskonzept, das bei Tieren
auf Anpassung an ihre natürliche Umwelt, durch Vererbung von
Funktionsänderungen und Ausmerzung der Nichtgeeigneten beruhte, beim Menschen
auf Anpassung an seine soziale Umgebung [1]. Im Gegensatz dazu vertrat Baer 1828 in seinem Hauptwerk "Über
die Entwicklungsgeschichte der Thiere" die Auffassung, dass die
Entwicklung aller Wirbeltiere einem Grundplan folge, so wie die Entwicklung
aller Mollusken einem anderen. Von Anpassung und Selektion war bei ihm nicht
die Rede. Auch Ernst Haeckel greift um 1900 die Baer’sche Abstammungslehre auf
und entwickelt sie weiter, aber obwohl er einen Schöpfer anerkennt und der
Mensch noch nicht als Zufallsprodukt blinder Naturgesetze verstanden wird,
stößt er auf heftigen Widerstand kirchlicher Kreise, welche die Lehren der
Bibel in Frage gestellt sehen. In der 1.Hälfte des 20.Jahrhunderts lieferten
biologische Forschungen immer neue Beweise für die Richtigkeit der
Abstammungslehre, aber es verblieben immer noch weiße Stellen, wo es Lücken
gab, die nur durch Annahmen geschlossen werden konnten. Es gab Tatsachen, die
unterschiedlich interpretiert werden konnten, an denen die ideologischen Gegner
der Evolutionstheorie ansetzten und ihre Zweifel anmeldeten und so letztlich
verhinderten, dass das allgemeine Welt- und Menschenbild von der
Evolutionstheorie entscheidend verändert und bestimmt werden konnte. Es
stellten sich 3 konkurrierende Welt- und Menschenbilder zur Diskussion:
-
der
Mensch als Zufallsprodukt (Neodarwinismus)
-
der
Mensch als Milieuprodukt (Neolamarckismus)
-
der
Mensch als Planung der Schöpfung (Kreationismus)
Die
seit dem erzielten Erkenntnisse der Molekulargenetik, die Entdeckung der
Doppelhelix der DNA, der epigenetischen Vererbung und der Populationsdynamik
bewirkten zwar, dass die Abstammungslehre kaum noch angezweifelt werden kann,
führten aber zu keiner Entscheidung zwischen den o.a. konkurrierenden
Auffassungen. Betrachtet man nur biologische Fakten und Erkenntnisse, so muss
die Abstammungslehre im Prinzip wohl als wissenschaftlich bewiesen gelten, auch
wenn verschiedene Einzelheiten noch nicht geklärt und manche Tatsachen noch
unterschiedlich erklärt werden und ein eindeutiges Weltbild daraus nicht
schlüssig ableitbar ist.
Eine
Schlüsselproblem der Evolutionstheorie ist die Frage nach der Entstehung des
Lebens aus lebloser Materie. Wenn diese Frage schlüssig beantwortet werden
kann, wird eine Reihe von ungeklärten Problemen der biologischen Entwicklung
entschärft oder gegenstandslos. Ausgangspunkt einer solchen Fragestellung sind
physikalische und chemische Prozesse, die einen Charakter von
Selbstorganisation aufweisen, der Grundbaustein für Evolutionsvorgänge sein
könnte. In den 70er Jahren begannen Physiker und Chemiker wie Haken[2], Eigen, Prigogine, Ebeling[3] u.a. derartige Prozesse zu
untersuchen und die Voraussetzungen und Grundprinzipien für Selbstorganisation
und Evolution zu erforschen. Es zeigte sich, dass es eine ganze Reihe von
physikalischen und chemischen Prozessen gab, die selbstorganisatorische
Eigenschaften hatten und somit
Startpunkt für Evolutionsprozesse sein konnten. Wesentlicher Gesichtspunkt war,
dass sich dabei aus einzelnen Elementen ein System bildet, das einen höheren
Ordnungszustand repräsentiert, was physikalisch einer Abnahme der Entropie
entspricht und bei oberflächlicher Betrachtungsweise vom II. Hauptsatz der
Thermodynamik scheinbar verboten wird. Im Ergebnis entstand eine Thermodynamik
irreversibler Prozesse, die zeigte, dass Selbstorganisationsprozesse nur fernab
vom thermodynamischen Gleichgewicht möglich sind und voraussetzen, dass das
betrachtete System laufend freie Energie importiert und die produzierte
Entropie an seine Umgebung abgibt. Das bedeutet, dass z.B. die Zufuhr von
freier Energie und der Export von Entropie von der Erde in den Weltraum eine
grundlegende Bedingung für die Entstehung und Entwicklung von Leben auf der
Erde war. Außerdem konnte man eine Reihe von katalytischen chemischen Prozessen
finden, die im Prinzip geeignet sind, die notwendigen organischen Substanzen
entstehen zu lassen, die als Startpunkt für primitives Leben in Frage kommen.
Wenn man auch bis heute nicht genau weiß, welcher spezielle Prozess das erste
Leben entstehen ließ, so kennt man jedoch bereits einige Prozesse, die
abgelaufen sein könnten. Prinzipiell ist damit die Frage geklärt: Das Leben
könnte entstanden sein, ohne das hierzu eine mystische Schöpferkraft angenommen
werden muss.
Die
Reduktion komplexer Vorgänge auf ihre physikalischen Grundlagen und Ursachen
eröffnete einen neuen Zugang zum Verständnis von Evolutionsprozessen, was zur
Entstehung der synergetischen Evolutionstheorie beitrug. Man entdeckte
Bedingungen und Prinzipien der Evolution, die in allen Systemen, die überhaupt
einer Evolution unterliegen, in ähnlicher Weise wirken. Es entstand eine
interdisziplinär anwendbare evolutionäre Systemtheorie, die ausgehend von
mathematischen und physikalischen Erkenntnissen und Methoden solche
Erscheinungen wie Wachstum, zufällige Variation, systematisches Einlaufen von
Trajektorien in seltsame Attraktoren, Selektionsprozesse, Selbstreproduktion
und die Vereinigung von einfachen Elementen und Systemen zu immer komplexeren
übergeordneten Strukturen und Systemen mit neuen Eigenschaften zu erklären in
der Lage war. Man versuchte diese universelle Evolutionstheorie über die
Biologie hinaus in allen oder fast allen Wissenschaftsbereichen anzuwenden und
fand in der Kosmologie, in der Geologie, in der Ökonomie, in der Soziologie, in
der Informatik, in den technischen Wissenschaften und auf vielen anderen
Gebieten Erscheinungen und Prozesse, die sich mit den Methoden und Prinzipien
der evolutionären Systemtheorie untersuchen und erklären ließen.
Eine
charakteristische, in allen Disziplinen zu findende Eigenschaft evolvierender
Systeme ist die Tendenz zur Bildung komplexerer, übergeordneter Systeme mit
neuartigen, emergenten Eigenschaften.
Daniel Dennett [15]bezeichnet die Bildung
solcher Systeme mit emergenten Eigenschaften als „Gestaltung“. Die eine
bemerkenswerte emergente Eigenschaft der Entwicklung des Lebens, insbesondere
des Menschen, war die Herausbildung von Gehirnen mit so komplexer Struktur,
dass Denken möglich und geistige Prozesse wirksam werden konnten. Damit erhielt
die Evolution des Menschen eine neue Richtung und eine neue Ebene der Evolution
wurde eröffnet, die Ebene der Entwicklung des Bewusstseins.
Eine
zweite, aber sicherlich nicht davon unabhängige Entwicklungsrichtung war die
Vereinigung individueller Organismen zu komplexeren Systemen in Form von
sozialen Gruppen, Organisationen, Staaten und Gesellschaften. Es sollte nicht
verwundern, dass sich auch in diesen hochkomplexen Systemen emergente
Eigenschaften zeigen, welche die Fähigkeiten der Individuen und die Summe ihrer
individuellen Leistungsvermögen weit übersteigen.
Während
in den Naturwissenschaften und den ihnen nahestehenden Gebieten sich das
evolutionäre Gedankengut auf Grund ihres Untersuchungsgegenstandes relativ
schnell verbreitete, gab es in den Geisteswissenschaften größere traditionell
bedingte Widerstände. Hier muss sich wohl zunächst die evolutionäre
Erkenntnistheorie Vollmers[4] durchsetzen und es muss allgemein akzeptiert werden, dass der
Erkenntnisapparat des Menschen und seine darauf gründenden geistigen
Fähigkeiten ein Produkt seiner Evolution sind und gerade soweit reichen, wie
sie dafür notwendig oder nützlich waren und sind. Solange in den Sozial- und
Geisteswissenschaften noch offen oder versteckt unterstellt wird, dass der
menschliche Geist seinen Ursprung in übernatürlichen Kräften habe, hat die
Evolutionstheorie hier schlechte Karten. Dennoch gibt es vielversprechende
Ansätze z.B. in den Sprachwissenschaften, die aber wohl an der Beachtung
naturwissenschaftlich begründeter Wanderbewegungen des frühen Menschen nicht
vorbeikommen konnten. Bei voller Anerkennung evolutionärer Ansätze befürchtet
man aber offenbar eine Unterwanderung der Geisteswissenschaften durch die
Naturwissenschaften, was die heftigen Widerstände erklären könnte.
Das
Eindringen der Evolutionstheorie in die Geisteswissenschaften begann mit der
Definition der Meme durch Dawkins.[5] Wie in der Biologie die Genetik lediglich die Methode der
Selbstreproduktion durch Gene untersucht, wird in der Memetik der Susan
Blackmore[6] die Selbstreproduktion der
Kultur durch Meme untersucht. Selbstreproduktion ist aber noch keine Evolution
– lediglich eine unverzichtbare Voraussetzung dafür. Darwin kannte noch keine
Gene und ihre Reproduktion – seine Vorstellungen vom Mechanismus der Vererbung
waren sogar falsch, dennoch konnte er die Abstammungslehre begründen, weil er
die Bedeutung der natürlichen Selektion erkannte. Dawkins Metapher vom
egoistischen Gen vereinfachte die komplexen Beziehungen zwischen Genotyp und
Phänotyp und unterstellte die vollständige Bestimmung des Phänotyps durch den
Genotyp. Dass zumindest ein solcher
Eindruck durch Dawkins Buch „Das egoistische Gen“ hervorgerufen wurde, gibt der
Autor in seiner überarbeiteten Auflage zu, in der er sich gegen den Vorwurf
eines deterministischen Reduktionismus wehrt. Ob Dawkins bereits bei der
Erarbeitung der ersten Ausgabe des Buches klar gewesen ist, dass auch in der
ontogenetischen Entwicklung des Phänotyps emergente Eigenschaften eines
komplexeren Systems zum Vorschein kommen, die im Genom noch nicht angelegt
sind, muss aber wohl offen bleiben. Immerhin kann er sich aber auf den
vorletzten Satz seines Buches berufen, der da lautet:“ Wir sind als
Genmaschinen gebaut und als Memmaschinen erzogen, aber wir haben die Macht, uns
unseren Schöpfern entgegenzustellen.“ Woher kommt diese Macht? Sie ist nicht
reduktionistisch aus den Genen und Memen ableitbar, sondern eine Folge der
Emergenz, die jedem komplexeren System zuwächst.
Die
zunächst einseitige Sicht Dawkins auf die Wechselwirkungen zwischen Genom und
Phänotyp wird durch die Memetik Blackmores fortgesetzt, auch wenn mit der
möglichen Weitergabe erworbener Eigenschaften durch die Meme von vornherein
ganz andere Reproduktionsbedingungen vorliegen. Auch der Phänotyp des Mems und
seine Bewährung in der Umwelt haben Emergenz. Weder das „egoistische“ Gen noch
das „egoistische“ Mem setzt die Evolution allein in Gang, es bremst sie eher,
oder genauer gesagt, es sorgt durch möglichst exakte Reproduktion für die Erhaltung eines einmal erreichten
Entwicklungsstandes. Gene und Meme verhindern durch ihre exakte Kopierbarkeit,
dass bei den für eine Evolution notwendigen Innovationen unvermeidbare
Fehlschläge zu Rückschlägen werden. Aussonderung dieser Fehlschläge ist deshalb
wesentlich für die Evolution. Diese Selektion erfolgt am Phänotyp, dessen
Fitness zwar sowohl von den ererbten Genen als auch von den übernommenen Memen
wesentlich abhängt, aber letztlich vor allem von dessen Umwelt bestimmt wird, zu der auch alle anderen Phänotypen
und Arten gehören. Die Variation von Genen und Memen aber ermöglicht erst die
Entstehung innovativer Phänotypen und damit die Evolution. Der Modus der
Variation ist so gesehen das wichtigste Element im Algorithmus der Evolution.
Wenn
heute erwiesen ist, dass die Variation der Gene im wesentlichen durch den
Zufall zustande kommt, so ist die Annahme einer vorwiegend zufallsbedingten
Veränderung von Memen sehr fragwürdig, wie sie den Darstellungen der Memetik
üblicherweise unausgesprochen zu Grunde liegt. Die Entstehung und Veränderung
von Memen hat häufig bestimmte natürliche, logische oder kulturelle Ursachen,
die nicht vom Zufall bestimmt werden, jedenfalls nicht von zufälligen
Kopierfehlern und Missverständnissen bei der Kommunikation. In der biologischen
Evolutionstheorie wurde sehr umfangreich gerade die Frage untersucht und
erörtert, wie die Variation der Arten zu Stande kommt und welche Rolle
zufällige Mutationen der Gene und Anpassungen der Phänotypen an die Umwelt
jeweils spielen. Die Vererbung erworbener Eigenschaften wurde durch sorgfältige
Forschungen eindeutig widerlegt. Wenn Meme die analoge Rolle für die kulturelle
Evolution spielen sollen wie die Gene für die biologische, so sollte man
erwarten, dass eine Memetik sich ebenso ausführlich mit der Frage befasst, wie
die Variation der Meme zustande kommt. Dies scheint aber nicht der Fall zu
sein.
Selbstverständlich
wird im gesamten Prozess der kulturellen Evolution der Zufall auch eine
bedeutende Rolle spielen. Letztendlich ist es ja allein der Zufall, der den schöpferischen
Charakter aller Evolutionsprozesse bedingt. Gäbe es objektiv keinerlei echten
Zufall, so wären alle Evolutionsprozesse deterministisch vorbestimmt, jedes
Ereignis hätte eine genau bestimmte Ursache, die wiederum Wirkung einer anderen
Ursache wäre. Das aber hieße, dass alle Vorgänge durch einen ersten Anstoß in Bewegung gesetzt, zwangsläufig zu
einem bestimmten Endergebnis führen und kein Raum für Innovationen bleibt. Die
Zukunft wäre damit eindeutig durch deterministische Naturgesetze festgelegt,
wir würden sie lediglich noch nicht kennen. Konsequent weitergedacht, läge dann
bereits heute das genaue Datum und die Uhrzeit fest, zu der jeder einzelne von
uns sterben wird, wir wissen es nur noch nicht. Die Leugnung des Zufalls hat
weitreichende weltanschauliche Konsequenzen, die so weit gehen, dass die
Evolution nur noch als Entfaltung und Verwirklichung einer vorgefassten Idee
betrachtet werden könnte oder ganz geleugnet werden müsste und durch die Idee
der zyklischen Wiederkehr allen Geschehens zu ersetzen wäre. Es ist dann
naheliegend, einem Gott sowohl die Verantwortung für den ersten Anstoß als auch
für die Planung des gesamten Ablaufs sowie für den Sinn des Lebens zuzuweisen,
wie dies von den verschiedenen Religionen ja getan wird. Der Zufall hat jedoch
in den Wissenschaften einen festen Platz auch in Form von Zufallsgesetzen
gefunden und kann wohl kaum noch geleugnet werden. Eine vom Zufall getriebene
Evolution aber ist in sich von vornherein schöpferisch, ihr Ziel bleibt offen
und der Sinn des Lebens ist nicht vorbestimmt, sondern entsteht erst im Laufe
des jeweiligen Lebens selbst. Aber auch wenn Zufall als Tatsache nachgewiesen
ist, beweist das noch lange nicht, dass ein Gott nicht existiert. Wer unbedingt
an einen Gott glauben will, kann auch in jedem einzelnen Zufall eine
Entscheidung Gottes sehen. Gott hätte dann allerdings unwahrscheinlich viel zu
entscheiden und könnte das nur erledigen, wenn er wirklich allmächtig wäre. Ich
würde ihm das lieber nicht zutrauen.
Eine
Memetik, die den Anspruch erhebt, allseitig die kulturelle Evolution zu
beschreiben, muss die Prozesse der Entstehung und Veränderung der Meme als
einen wesentlichen Bestandteil enthalten und genauer untersuchen, welche
Variationen auf Zufällen beruhen und welche gesetzmäßig und gewollt zu Stande
kommen. Wenn Meme die vielfältigen Seiten und Bestandteile von Kultur
repräsentieren sollen, so muss ihre Bedeutung gleichfalls vielfältig und
unterschiedlich sein und es ist zu erwarten, dass sich diese Vielfalt auch in
der Art und Weise zeigt, wie die Variationen der Meme entstehen. Um diesem Problem näher zu treten, möchte
ich deshalb die Meme in vier Kategorien einteilen, die einmal durch die
Bedeutung der Meme und zum anderen durch die Art ihrer Variation bestimmt sind.
Bedeutung à Variation ¯ |
Meme, die materielle Phänotypen repräsentieren |
Meme, die geistige, soziale und gesellschaftliche Systeme bilden |
Meme, die durch Zufallsprozesse variiert werden |
Fähigkeiten und Verhaltensweisen, werden vom Phänotypen (Mensch,
Energon) durch Erfahrung, Imitation und Lernen erworben und durch Bewährung
im Alltagsleben in der jeweiligen Umwelt selektiert |
Traditionen, Normen und
Gewohnheiten von sozialen Gruppen, Vereinen, Organisationen,
Religionsgemeinschaften, werden durch Kommunikation und Kombination
unterschiedlicher Abstammungslinien variiert |
Meme, die vorwiegend zielgerichtet variiert werden |
Projekte, Pläne und Bauanleitungen für Artefakte (Werkzeuge,
Maschinen, Anlagen, Bauwerke, Kunstwerke), werden durch geistige Arbeit und
logische Denkprozesse erzeugt und variiert und durch Bewährung der
repräsentierten Phänotypen in der Umwelt selektiert |
Wissenschaftliche Methoden, Erkenntnisse und Theorien als geistiges
Eigentum der Gesellschaft, werden erzeugt durch empirische Forschung und
logische Folgerungen, werden selektiert durch Aufdeckung logischer
Widersprüche und Nichtübereinstimmung mit empirischen Erfahrungen |
Welche
Parameter Umfang und Geschwindigkeit der Memverbreitung beeinflussen, wird
gewöhnlich in memetischen Darstellungen ausführlich erörtert, wie die Variation
der Meme zu Stande kommt jedoch nicht. Eine
Memetik, die nicht die unterschiedlichen Spezifika der verschiedenen
Memtypen berücksichtigt, kann nur einzelne Aspekte, aber nicht die kulturelle
Evolution als Ganzes richtig darstellen. Natürlich muss zunächst geklärt
werden, ob alle vier Kategorien tatsächlich Meme sind, welche die kulturelle
Evolution bestimmen.
Nach
Dawkins eigenen Worten war es nicht seine Absicht, „eine großartige Theorie der
menschlichen Kultur“ zu entwerfen, sondern er wollte lediglich die Rolle der
Meme als Replikatoren in der kulturellen Evolution herausstellen. An mehreren
Beispielen zeigt er aber, dass er wissenschaftliche Theorien als Meme
klassifiziert, indem er ihre Verbreitungshäufigkeit als Maßstab ihrer
Überlebenstüchtigkeit nimmt. Er zeigt aber auch an vielen Beispielen, dass Meme
ausgehend von bestimmten Interessen gerade so gestaltet werden, dass sie sich
als überlebensfähig erweisen und damit nicht zufällig entstehen. Das legt es
nahe, dass man verschiedene Memtypen unterscheiden sollte. Im Buch von
Blackmore erscheinen alle Meme eher als Zufallsprodukte, die Macht über die
Menschen haben und nicht von ihnen gestaltbar sind. Obwohl durch Selektion der
Meme Gestaltbarkeit von Kultur unterstellt wird, kann Blackmore nicht allen
Memen Phänotypen oder Vehikel zuordnen,
die für ihre Verbreitung sorgen. Sie verzichtet deshalb ganz auf diese Begriffe
(Seite 120), während ich daraus die Schlussfolgerung ziehe, dass man unterschiedliche
Typen von Memen identifizieren sollte, die verschiedene Aspekte kultureller
Entwicklung bestimmen, aber nicht „die Evolution von Kultur und Geist“ an sich,
wie der Untertitel von „Die Macht der Meme“ suggeriert.
Zu
Beginn der kulturellen Evolution variierten die Meme offensichtlich zufällig.
Nachdem das Gehirn unter dem Druck dieser ersten Meme voll ausgebildet und die
Sprache entstanden war, schuf der Mensch bewusst Poppers Welt3, die aus den
objektiven Erkenntnissen und Theorien besteht, die er in seiner Sprache
formuliert und in Dokumentationen und Kunstwerken fixiert. Der logische Inhalt
dieser Welt existiert objektiv und außerhalb des menschlichen Bewusstsein, wird
vom Menschen geschaffen als sein Produkt, unterliegt der Kritik aller Menschen,
die zu seiner Evolution führt und kann von allen Menschen angeeignet und
benutzt werden zur Verbesserung ihrer subjektiven Welt 2. Wenn der geistigen Inhalts der Welt3 Meme sind, so
erfolgt deren Variation nicht zufällig, sonder zielgerichtet, ihre Wirkung
entspricht aber der Wirkung der Meme in der subjektiven Welt2, aber es ist eine
grundsätzlich andere Kategorie von Memen, die in Blackmores Memetik nicht
einbezogen ist. Bei ihr sind nur solche Gedanken Meme, die kopiert und durch
Imitation weitergegeben werden können und auch weitergegeben werden.
Lerninhalte, die durch eigenständiges Lernen im Prozess Versuch – Irrtum oder
durch Belohnung und Bestrafung erworben werden, sind keine Meme. Meme werden
durch die Beobachtung des Verhaltens Anderer und durch Nachahmung dieses
Verhaltens neu erworben, ohne dass hierzu ein rationales, tiefgehendes
Verständnis dieses Verhaltens erforderlich ist. Eine ähnliche Einschränkung
liegt offenbar auch der Vorstellung Richard Dawkins zu Grunde, der Meme ist
erster Linie als Replikatoren versteht und deren Bedeutung für die Kultur
ebenfalls nur in Richtung ihrer Selektionskriterien untersucht, ohne daraus
eine Kulturevolution ableiten zu wollen.
Akzeptiert
man diese Einschränkung, so wären die bedeutenden kulturellen Errungenschaften
der unteren Zeile o.a. Tabelle keine Meme und es existiert vielleicht ein
dritter Replikator in Poppers Welt 3., während Blackmores Meme nur in Poppers
Welt 2 operieren. Es ergebe sich dann eine Theorie der dreistufigen Evolution,
die mit folgender Tabelle charakterisiert werden könnte:
Einteilung der Welt nach Popper [16] |
Herrschende Replikatoren |
Phänotyp/Vehikel |
Welt 1 der physikalischen Objekte und Zustände (Natur) |
Kräfte, Autokatalytische Substanzen und Gene |
Leblose Objekte und lebende Organismen |
Welt 2 als subjektives Abbild der Welt 1 im Bewusstsein jedes
einzelnen Menschen |
Gedanken, Fähigkeiten, Verhaltensweisen, Informationen und
Moralvorstellungen (Meme) |
Gehirn und Geist |
Welt 3 als Gesamtheit der objektiven Erkenntnisse und Theorien über
die Welt 1 (Kultur) |
Wissenschaftliche Erkenntnisse, Hypothesen, Theorien, Modelle,
Technologien, Bauanleitungen Religionen, Weltbilder (Hypermeme) |
Wissenschaftliche, kulturelle und soziale Institutionen, Dokumente,
Artefakte, Maschinen, Anlagen, Bauwerke,
Kunstwerke |
Der
Soziologe Niklas Luhmann[7] versuchte den Evolutionsgedanken in seine Theorie sozialer Systeme einzubauen.
Er verstand soziale Systeme aber nicht im Sinne der synergetischen
Evolutionstheorie, sondern ausschließlich als Kommunikationssysteme, die
operativ in sich geschlossen sind und nur solche Informationen aus der Umwelt
aufnehmen, die für sie von Bedeutung sind. Da er Information semantisch
definiert, geht er sogar davon aus , dass soziale Systeme keine Informationen,
sondern lediglich „Reize“ aus der Umwelt erhalten, die erst noch im System
interpretiert werden müssen. Die im Luhmann’schen sozialen System
kommunizierten, mit Bedeutung belegten Informationseinheiten sind nichts
anderes als die Meme der Blackmore’schen kulturellen Evolution. Luhmann
konstruiert einen Reproduktionszyklus für Kommunikation, der dem
Reproduktionszyklus der Gene entsprechen soll, indem er die drei evolutionären
Funktionen Variation, Selektion und Restabilisierung auf die Elemente der
Kommunikation Information, Mitteilung und Verstehen bezieht. Durch Mitteilung wird die
ursprüngliche Information, das Mem, verändert und anders verstanden, ihre
Reproduktion führt zu ihrer Variation. Variation ist abweichende Reproduktion,
die aber an vorangehende anschließt. Dies ist völlig analog zur Genmutation.
Variierte Meme werden von den bestehenden Strukturen des autopoietischen Systems
selektiert, d.h. sie werden entweder angenommen oder abgelehnt. Werden sie
angenommen, so führen sie zu Veränderungen der bestehenden Strukturen. Diese
Art der Selektion wird also nicht von einer Umwelt bewirkt, sondern ist eine
systeminterne Selektion, wie sie auch in der ontogenetischen Entwicklung
biologischer Organismen zu beobachten ist, wenn Embryos im Frühstadium ihrer
Entwicklung abgestoßen werden. Eine durch Annahme des variierten Mems geänderte
Struktur kann diese inkompatibel mit anderen Strukturen des übergeordneten
Systems oder mit seiner Umwelt machen. Nach positiver Selektion einer
Kommunikation muss dann eine Phase der Restabilisierung folgen, in der das
funktional differenzierte Obersystem seine internen Funktionen wieder
miteinander kompatibel macht und an die erforderlichen Wechselwirkungen mit
seiner Umwelt anpasst. Ob dieser intern operativ geschlossene Prozess zu einer
im darwinistischen Sinne interpretierbaren Evolution führt, wird von K. Gilgenmann [8]
u.a. in verschiedenen Aufsätzen zu Recht bezweifelt. Man darf deshalb nicht erwarten, das die von Luhmann
ausgearbeitete Theorie sozialer Systeme auch die Evolution dieser Systeme
richtig beschreibt und erklärt. Insbesondere weist Gilgenmann darauf hin, dass
Luhmann deshalb die Entwicklung einer Weltgesellschaft aus seiner Theorie
heraus nicht erklären kann, so zutreffend diese auch Prozesse der
Differenzierung von System und Umwelt und die funktionale Differenzierung von
Subsystemen auch zu beschreiben vermag. Willke[9],
der die Luhmannsche Theorie sozialer Systeme erfolgreich weiterentwickelte,
kommt offenbar deshalb nicht auf den von Luhmann angegebenen
Evolutionsalgorithmus zurück.
Ein weiterer wesentlicher Mangel dieser
Theorie sozialer Systeme scheint mir zu sein, dass sie Menschen nicht als
Bestandteile oder Elemente innerhalb des Systems, sondern als zur Umwelt
gehörig betrachtet und deshalb die Gesellschaft nicht adäquat beschreiben kann.
Das Kommunikationssystem ist nur an das Bewusstsein der Menschen gekoppelt.
Auch dieses Detail schwächt Willke ab, indem er die Menschen einer „Inneren
Umwelt“ zuordnet. Wie insbesondere Helga Weisz[10] feststellte, wird durch den
Ausschluss des Menschen die Behandlung der Wechselwirkung des Sozialsystems mit
der Umwelt erheblich erschwert, denn jeder Eingriff in das ökologische System
kann dann nur auf das direkte Einwirken des Menschen zurückgeführt werden und
der zweifellos vorhandene direkte Stoffwechsel zwischen dem Sozialsystem
Gesellschaft und der Natur wird ignoriert. Damit wird z.B. unterstellt, dass
die Senkung der Umweltbelastung durch Auspuffgase nur dadurch reduziert werden
kann, dass jeder einzelne Mensch sich entschließt, weniger Auto zu fahren.
Ignoriert wird, dass die Gesellschaft so strukturiert ist, dass der Mensch zur
Ausübung seines Berufs vielfach gezwungen ist, Auto zu fahren.
Rohstoffverbrauch und Schadstoffemission werden dann nicht als Stoffwechsel des
Gesellschaftssystems, sondern als Summe des Stoffwechsels aller Individuen mit
der Natur angesehen. Es sind offenbar
immer noch vorhandene dualistische Grundanschauungen, die zu solcher
Entkopplung materieller und geistiger Systeme führen.
Löst man sich konsequent von der Vorstellung,
der Mensch spiele eine besondere Rolle in der universellen Evolution und
betrachtet seine geistigen Fähigkeiten, seine Moral und Ethik als emergente
Produkte dieser Evolution, so gibt es keinen Grund zu der Annahme, mit der
Schaffung des Menschen sei die Evolution an einem Endpunkt angelangt. Warum
sollte ein Zusammenschluss der Menschen in Sozialsystemen nicht ebenfalls den
universellen Gesetzen der Evolution genügen und zu emergenten
Systemeigenschaften führen, die mehr sind als die Summe der Eigenschaften der
zum System gehörenden Menschen und dem System völlig neue Eigenschaften und
Fähigkeiten verleihen? Dieser Aspekt wurde von Willke weiter ausgebaut. Wir sollten uns dann nicht wundern, wenn die
Regierungen nicht in der Lage sind, bestimmte Entwicklungen in Gang zu setzten
oder zu verhindern, obwohl entsprechende Beschlüsse vorliegen, die im Interesse
einzelner oder aller Menschen anzustreben sind. Die Struktur des Systems
erzeugt dann als Ordnungsparameter die Dynamik des Systems und nicht der Wille
und das Interesse der einzelnen Menschen. Verfolgt man diesen Gedankengang
weiter, so erzeugen die auf ihre vielfältigen Interessen gerichteten
Aktivitäten der Individuen lediglich Zufallsmutationen der Systemstruktur mit
positiven oder negativen Selektionswerten, die durch das Wirken der
Wissenschaften vorselektiert und durch die Wirkungen der komplexen
Systemzusammenhänge endgültig selektiert werden. Das bedeutet keineswegs, dass
die Menschen völlig hilflos dem Wirken objektiver Systemgesetze ausgeliefert
wären, sie können durchaus auf die Richtung gesellschaftlicher Entwicklungen
Einfluss nehmen, wenn auch dieser Einfluss wie in jedem komplexen System nicht
vorausberechenbar ist und kleine Anstöße große Wirkungen hervorrufen oder als
nicht systemkonform eliminiert werden können.
Alle
Systeme haben die Tendenz, sich zu größeren und leistungsfähigeren Systemen zu
vereinigen.
Die gesellschaftliche
Evolution folgt dieser Tendenz und befindet sich gegenwärtig in einer Phase, in
der alle gesellschaftlichen Systeme der Erde politisch, wirtschaftlich,
technisch und kommunikativ in Wechselwirkung stehen, wodurch sich das
komplexeste System bildet, das überhaupt auf der Erde möglich ist. Durch diese
Globalisierung werden bisher in gesellschaftlichen Systemen gültige
Ordnungsparameter und Bewertungskriterien verändert. Es ist noch nicht zu
erkennen, ob der Mensch in der Lage sein wird, die sich daraus entwickelnden
Probleme in seinem Interesse zu
meistern.
Sollte
mit der Bildung einer Weltgesellschaft die Evolution an ihrem Ende angekommen
sein? Wenn unsere Vorstellung von einem universellen Evolutionsalgorithmus richtig ist, wird die Evolution nicht stehen
bleiben. Die von dem Menschen in Gang gesetzte Evolution der Technik beginnt
mit der immer schnelleren Entwicklungsgeschwindigkeit der Computertechnologien
sich einer Grenze zu nähern, an welcher der Mensch für die Weiterentwicklung
der Technik nicht mehr notwendig ist. Das heißt aber nichts anderes, als dass
sich die technische Entwicklung verselbständigt und in Form von Computern neue
Replikatoren entstehen, welche die Evolution selbständig weitertreiben können.
Es gibt zur Zeit bereits mindestens drei ernstzunehmende Bücher[11][12][13], in denen die Möglichkeiten
und Konsequenzen einer solchen Entwicklung aufgezeigt werden. Wenn der
menschliche Geist als ein Produkt der Evolution anzusehen ist, besteht kein
Grund zu der Annahme, dass nicht auch die selbständige Evolution der Maschinen
Denken und Geist hervorbringen könnte, die dem der Menschen ebenbürtig oder
sogar überlegen sein könnten. Dann stünde uns ein Wettbewerb bevor, dessen
Ausgang wie überall in der Evolution offen ist, der aber ernst genommen werden
sollte. Noch könnte eine Weltgesellschaft vielleicht erreichen, dass die
Entwicklung von Computern gestoppt wird, ehe sie sich verselbständigt. Bisher
wird in der Politik eine solche Situation aber nicht in Betracht gezogen.
Könnte es nicht eines Tages hierfür zu spät sein?
Die
Evolutionstheorie und ihr Wandel sind Teil unserer Kultur- und
Geistesgeschichte. Sie widerspiegelt in allen ihren Phasen den jeweiligen Zeitgeist, auch wenn
ihre Schrittmacher diesem häufig voraus waren. Die in der ersten Hälfte des
vorigen Jahrhunderts noch heftig diskutierten Kontroversen, die in ihren
extremen Ausdrucksformen den Menschen als genetisch bestimmtes Zufallsprodukt
auf der einen Seite oder als formbares und erziehbares Milieuprodukt auf der
anderen Seite definierten, haben sich auf Grund der zwischenzeitlich erzielten
Forschungsergebnisse weitgehend angenähert, indem beide Anschauungen ihre
Berechtigung auf Teilgebieten nachweisen konnten. Geblieben aber ist die
Diskrepanz zwischen den weltanschaulich motivierten unterschiedlichen
Erklärungen der nicht mehr wegzudiskutierenden Evolutionstheorie. Da Zufälle
als wesentliches kreatives Element dieser Theorie nicht vernachlässigbar sind
und ihre Rolle wissenschaftlich untermauert werden konnte, bleibt die
Kontroverse zum Verständnis des Menschen als Ergebnis eines Schöpfungsplanes
unverändert vorhanden. Man darf auch nicht erwarten, dass diese Kontroverse
eine wissenschaftliche Auflösung finden wird, solange religiöser Glaube für
eine Vielzahl von Menschen noch Bedeutung hat. Zufall ist per Definition eben
nicht wissenschaftlich weiter begründbar, deshalb ist eine Anschauung, die im
Zufall die Verwirklichung des Willens eines Gottes sehen will, zwar weder
empirisch noch logisch beweisbar, aber auch nicht widerlegbar. Auf das Wirken eines
Schöpfer-Gottes nicht zwingend angewiesen,
kann die Evolutionstheorie jedoch wissenschaftliche Grundlage einer
Weltanschauung sein, die weiter ausbaubar ist, wie Lee Smolin[14] in seinem Buch „Warum gibt
es die Welt?“ wie folgt skizziert:
·
Es
gibt hinter den erkennbaren Erscheinungen der Welt keine von uns unabhängige
absolute und ewige Realität, deshalb sollten wir aufhören, danach zu suchen.
· Der Glaube, die Welt vom
Standpunkt eines objektiven Beobachters außerhalb der Welt als ewige und
absolute Realität beschreiben zu können, ist ein Überrest der Religion, denn
das ist der Standpunkt eines Gottes.
· Unsere Erkenntnis ist zwar
objektiv, bezieht sich aber ausschließlich auf die Erscheinungen dieser Welt,
mit denen wir uns auseinander zu setzen haben. Wissenschaftliche Theorien
müssen deshalb grundsätzlich so formuliert werden, dass sie die Erscheinungen
vom Standpunkt eines Beobachters innerhalb der Welt beschreiben. Die Sichtweise
eines Beobachters von außerhalb darf in ihnen gar nicht möglich sein.
· Das geozentrische Weltbild,
die Vorstellung von Elementarteilchen als etwas Punktförmiges und das
anthropologische Prinzip sind nur historisch notwendige Durchgangsstadien eines
wissenschaftlichen Weltbildes, das noch teleologisch-religiöse Elemente
enthält, aus denen sich seine Entstehung und Beständigkeit ableiten.
· Die Vorstellung,
Naturgesetze gelten ewig, implizieren eine quasireligiöse Auffassung, denn sie
müssten dann vor der Entstehung der Welt geschaffen worden sein - von einer Art
Gott. Ein modernes evolutionäres Weltbild muss solche Vorstellungen überwinden.
[1]
Rupert Riedl:
Kulturgeschichte der Evolutionstheorie, Springer Verlag 2003
[2] Haken/Wunderlin, Die Selbststrukturierung der Materie, Vieweg 1991
[3] Ebeling und Feistel, Physik der Selbstorganisation und Evolution, Akademie-Verlag 1982
[15] Dennet, Daniel C., Darwins gefährliches Erbe, Hoffmann und
Campe 1997
[4] Vollmer, Gerhard: Was können wir wissen?, Hirzelv.Stuttgart 1988
[5]
Richard Dawkins, das egoistische Gen, Spektrum Akademischer Verlag, 1994
[6] Blackmore, Susan, Die Macht der Meme, Spektrum Akademischer Verlag 2000
[16] Popper, Karl R., Objektive Erkenntnis ,Hoffmann und Camoe,Hamburg 1993
[7] Niklas Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft
[8] www.home.uni-osnabrueck.de/kgilgen/
[9]
Willke, Helmut, Systemtheorie (Soziale Systeme) Bd 1-3, Gustav-Fischer-Verlag
1993/94/95
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